Traditionelles Herbstkonzert 2017 des Lufthansa Orchesters in Langen
Dieser Artikel beginnt ungewöhnlich – mit dem Schluss. Da stand das Publikum in der Langener Stadthalle nämlich auf und zollte mit Standing Ovations minutenlang begeistert Respekt für einen fulminanten musikalischen Abend. Zwei Stunden lang hatten die mehr als 60 Musikerinnen und Musiker aus allen Teilen des Konzerns unter dem bewährten Dirigat von Colin Touchin die Besucher auf eine musikalische Reise durch zwei Jahrhunderte europäischer Musikgeschichte mitgenommen.
„Was Sie hier als Lufthansa Orchester leisten, ist ein Vorbild für uns alle“, hatte Dr. Bettina Volkens, Konzernvorstand und Schirmherrin des Orchesters, in ihrer Begrüßung gesagt. „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Geschäftsfeldern und Teilen des Konzerns spielen hierarchieübergreifend zusammen mit einem Ziel. Wenn das keine gelebte Matrix-Organisation ist.“ Sie sei sehr stolz, das Amt der Schirmherrin übernommen zu haben und fügte mit einem Schmunzeln hinzu: „Wenn- gleich ich kein Instrument spiele und auch nicht singen kann.“
Los ging’s mit einem Parforceritt durch die Musikgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Als erstes Stück des Abends erklang die Ouvertüre zu Niels Wilhelm Gades „Nachklänge von Ossian“, ein Frühwerk aus der Feder des bekanntesten dänischen Komponisten dieser Zeit. Das Werk basiert auf einem Volks- lied und verkörpert symbolhaft den national geprägten Kompositionsstil Gades – zum Träumen schön.
Mit dem zweiten Werk wechselte das Orchester in die Sowjetunion der 30er Jahre und widmete sich der „Lieutenant Kijé“-Suite von Sergej Prokofjew. Der hatte 1933 die Filmmusik zu einer satirischen Novelle komponiert, die er anschließend zu einer Suite aus fünf kurzen Sätzen umarbeitete.
Nach der Pause erklang Modest Mussorgskys „Nacht auf dem kahlen Berge“, eines der bekanntesten Stücke der russischen Programmmusik des vorletzten Jahrhunderts. Mussorgsky entwirft hier in sehr lautmalerischer Weise einen Hexensabbat in der Johannisnacht – zum Gruseln schön interpretiert vom Lufthansa Orchester.
Zum Schluss entführten die Musiker in die französische Hauptstadt der späten 1920er Jahre mit George Gershwins „Ein Amerikaner in Paris“ – da hupten die Taxis auf dem Champs-Élysées, hört man Charleston-Klänge aus einer Bar und lässt sich musikalisch einlullen von den Goldenen Zwanzigern.
Und klar – ohne eine Zugabe entließ das begeisterte Publikum das Orchester nicht in die kühle Herbstnacht. Mit einem James Bond Medley – Goldfinger lässt grüßen – verabschiedeten sich die Musiker bis zum Frühjahr.
Der Erlös des Abends floss an die help alliance, die sich an einem Stand im Foyer präsentierte. Help alliance Geschäftsführer Joachim Steinbach kündigte an, dass die Spenden an ein Bildungsprojekt in Puerto Rico gehen, das kürzlich durch den Hurrikan Maria starke Zerstörungen erlitten hat. Eine besonders schöne Geste: die Musiker des Orchesters, die durch ihre Konzertreise nach Puerto Rico eine be- sondere Verbindung zu dem Lufthansa Technik Standort haben, hatten vor dem Konzert spontan eine Spendentüte in ihren Reihen rumgehen lassen und konnten rund 600 Euro an Joachim Steinbach überreichen.
Wie gewohnt bei den Konzerten des Lufthansa Orchesters, führte auch diesmal Uwe Müller gekonnt und charmant durch den Abend. Musikfreunde sollten sich schon jetzt im Kalender den 16. April 2018 rot anstreichen. Dann tritt das Lufthansa Orchester erneut mit dem Lufthansa Konzertchor gemeinsam auf. Unterstützt vom Spires Philharmonic Choir aus Coventry/UK erklingt dann in der Heiliggeistkirche in Frankfurt das Requiem von Johannes Brahms.
Fotos: Oliver Rösler